Zum In-die-Luft-Gehen
Noch gibt es sie nicht, die Gebühr zur Benützung der Flugzeug-Bordtoilette. Das ist fast schon ein Wunder.
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K-Tipp 08/2010
17.04.2010
Letzte Aktualisierung:
12.06.2010
Gery Schwager
Die Flughöhe ist erreicht. Jetzt zurücklehnen und ein bisschen schlummern. Wer dazu ein Kissen und eine Fleecedecke möchte, wird an Bord von US Airways – ausser auf Transatlantikflügen – mit umgerechnet Fr. 7.50 zur Kasse gebeten. Auch bei Air Canada gibts das «pillow and blanket kit» auf Flügen in Nordamerika nicht gratis.
Sicher, was US Airways und Air Canada da machen, ist eher unüblich. Das Beispiel zeigt jedoch: Fluggesells...
Die Flughöhe ist erreicht. Jetzt zurücklehnen und ein bisschen schlummern. Wer dazu ein Kissen und eine Fleecedecke möchte, wird an Bord von US Airways – ausser auf Transatlantikflügen – mit umgerechnet Fr. 7.50 zur Kasse gebeten. Auch bei Air Canada gibts das «pillow and blanket kit» auf Flügen in Nordamerika nicht gratis.
Sicher, was US Airways und Air Canada da machen, ist eher unüblich. Das Beispiel zeigt jedoch: Fluggesellschaften sind einfallsreich, wenn es darum geht, Passagieren zumindest in der Economyklasse – neben dem Ticketpreis – Gebühren und Zuschläge anzuhängen.
Der K-Tipp hat sich die entsprechenden Reglemente von 25 Airlines, die die Schweiz bedienen, sowie diejenigen des «Sparfliegers» Ryanair genauer angesehen und dabei unter anderem festgestellt:
Gepäckgebühren
Bei 4 der 26 Gesellschaften ist Freigepäck Geschichte, Aer Lingus (auf Europaflügen), Easyjet, Germanwings und Ryanair verlangen für jeden Koffer eine Gebühr. Und diese erhöht sich deutlich, wenn das Gepäck nicht im Internet bzw. telefonisch vorgebucht, sondern erst am Flughafen präsentiert wird. Wer zum Beispiel mit zwei maximal 15 kg schweren, «unangemeldeten» Koffern auf einen Ryanair-Einfachflug eincheckt, blättert über 150 Franken hin.
Auch Sportgepäck geht rasch ins Geld. Für den Velotransport erheben 19 der 26 Fluggesellschaften eine Gebühr. Eine Golfausrüstung wiederum befördern zwar 15 Airlines kostenlos, sofern die Freigepäckgrenze nicht überschritten wird. Da aber mehrere Gesellschaften (mindestens für einzelne Destinationen) in der Economyklasse pro Person bloss noch ein einziges Gepäckstück von maximal 23 kg gratis mitnehmen, nützt das oft nichts.
Treibstoffzuschlag
17 Fluggesellschaften der K-Tipp-Stichprobe knöpfen ihren Passagieren Treibstoffzuschläge ab. Das kann teuer werden: Für Madrid–São Paulo retour zum Beispiel verrechnet Iberia rund 450 Franken. Swiss wiederum verlangt auch für ein auf dem Schoss mitreisendes Baby den vollen Treibstoffzuschlag. British Airways begnügt sich in diesem Fall mit ermässigten Gebühren, die anderen Gesellschaften verzichten ganz. Daneben ist klar: Treibstoffgebühren haben höchstens am Rande mit dem Kerosinpreis zu tun. Denn: Swiss verlangt zum Beispiel für Basel–London retour keinen Zuschlag, für Zürich–London retour aber 74 Franken.
Buchungsgebühren
Einen Flug telefonisch oder – falls noch möglich – am Schalter zu buchen, ist fast immer eine schlechte Idee. Singapore Airlines verrechnet für beides mit 150 Franken pro Ticket besonders viel. Bei Swiss und Austrian Airlines kostets für Langstreckenflüge 90 und bei fünf weiteren Airlines 80 Franken. 13 der 26 Airlines machen auch für Online-Buchungen teils oder immer die hohle Hand. Sie kassieren zwischen 9 und 30 Franken pro Retourticket. Eine plausible Begründung für diese «Bearbeitungsentgelte», «Service Fees» usw. sucht man vergeblich.
Kreditkartengebühren
Wer seine Internet-Buchung mit «Plastikgeld» zahlt, legt bei 7 Fluggesellschaften der Stichprobe etwas drauf. Easyjet streicht für Retourflüge mindestens 16 Franken als Kreditkartengebühr ein, Ryanair 15 Franken.
Check-in-Gebühren
Dass man auch fürs Online-Check-in kassieren kann, zeigt Ryanair: Passagiere zahlen dafür Fr. 7.50 pro Strecke. Am Flughafen einchecken ist aber nicht möglich. Wer kein Internet hat, muss zum Telefon greifen; auf Deutsch kostet das Gespräch Fr. 2.–/Min.
Verpflegungskosten
Auch die Bordverpflegung schliesslich ist längst nicht mehr überall gratis. 10 der 26 Airlines servieren Speis und Trank auf bestimmten oder gar allen Flügen nur noch gegen Bezahlung. Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich erstaunlich, dass im Flugzeug etwa die Benützung des Handgepäckfachs oder der Toilette nichts kostet – noch nicht: Bei Ryanair denkt man ensthaft darüber nach, die WC-Türen mit einem Münzschlitz auszurüsten.